Wie du mit Kritik besser umgehen kannst

September 2021

Kein Mensch hat das Recht, dich destruktiv zu kritisieren. Wenn es dich trifft, darfst du dich wehren! Stehe für dich ein. Reagiere wie ein Erwachsener. Und beschütze deinen inneren Künstler. Hier kannst du dir Tipps holen, wie du das am besten tust. Und wie du Sebstzweifel überwinden kannst, selbst wenn du kritisiert wirst.

DEIN INNERER KÜNSTLER IST SENSIBEL

Kunst ist etwas sehr Persönliches. Sie kommt aus den Tiefen unserer Künstlerseele. Als Künstler*in ist man oft äußerst empfindlich, da sich jede Kritik gegen die eigene Person zu richten scheint. Man fühlt sich als Künstler schnell persönlich angegriffen. Kein Wunder: Denn unsere Kunst ist ein Teil von uns. Wir haben sie aus unserem Herzblut erschaffen. Sie kommt aus unserem Innersten. Sie bedeutet uns viel und ist wie unsere eigenes Kind, das wir vor Kritik und Angriffen schützen müssen. Wir können nicht ohne sie. Daher trifft uns jede Kritik hart.

Sie kann Lampenfieber und Ängste bei Künstlern hervorrufen. Sogar Depressionen sind bei Künstlern keine Seltenheit.

Aus diesem Grund ist es wichtig, jede Kritik richtig einzuordnen und Schlüsse daraus zu ziehen. Wir müssen lernen aus Kritik resultierende selbst Zweifel zu überwinden.

Wie reagieren wir meistens auf Kritik?

Manchmal fangen wir an uns zu verteidigen. Wir gehen auf Angriff und wehren uns mit Händen und Füssen. Wir werden wütend, lassen die Kritik nicht gelten und blocken ab. Wir gehen in den Angriffsmodus.

Wenn zum Bespiel ein Schauspieler mit starkem Temperament, von einem Regisseur eine Beurteilung erhält, kann der Schauspieler schon mal lauter werden und anfangen sich zu verteidigen. Dahinter steckt meist Unsicherheit und der Versuch sich selber zu schützen. Auch ich fühlte mich schon des Öfteren angegriffen und ging in den Angriffsmodus, einmal sogar bei einer harmlosen Fortbildung, bei der ich eigentlich nur etwas Inspiration suchte.

Ich weiß also, wovon ich spreche. ;-)

Sich zu verteidigen ist zunächst einmal in Ordnung. Schwierig wird es, wenn die Kritik nicht böse gemeint war, sondern nur eine sachliche Beschreibung der Situation oder der Leistung darstellte und uns helfen wollte, ein (noch) besseres Ergebnis zu erzielen. Durch unsere Angriffs- oder Abwehrhaltung verhindern wir, dass wir einen neuen Blickwinkel einnehmen und etwas Neues lernen. Wir bleiben in unserer eigenen Wahrnehmung gefangen, werden aggressiv und fühlen uns unwohl. Damit ist niemandem geholfen. Weder uns, noch unserer Kunst, noch demjenigen, der uns beurteilt. Es gibt nur Verlierer.

Manchmal verletzt uns eine Kritik aber auch so sehr, dass wir wie erstarrt sind und nicht wissen wie wir reagieren sollen. Wir sind wie paralysiert. Unsere Kreativität ist lahmgelegt, unsere Gehirn völlig durcheinander und jede Inspiration ist dahin.

Oder wir entschuldigen uns sogar und versuchen “zu erfüllen” was von uns verlangt wird, nur um zu gefallen. Wir sind nicht mehr auf Augenhöhe mit unserem Kritiker und machen uns selber klein. Das ist meiner Meinung nach noch unvorteilhafter als wütend zu werden.

Wie kannst du mit also Kritik leichter umgehen Und Selbstweifel überwinden?

1.) Schreibe dir Lob das du bekommst auf und lies es dir regelmäßig durch.

Sammle jedes positive Feedback. Ob du´s glaubst oder nicht, es hilft dir langfristig mit negativer Kritik besser umzugehen und entspannter zu bleiben. Wenn du dir jede negative Kritik aufschreiben und ständig durchlesen würdest, würde das deine Gefühle negativ beeinflussen und du würdest dich immer verletzlicher fühlen. Positives Feedback hingegen stärkt dich.

Nimm jedes Lob wahr! Das macht dich gegen Angriffe in Zukunft unempfindlicher. Wir nehmen Lob oft einfach so hin und denken bereits an die nächste Herausforderung. Wir sind nicht im Moment und und sind mit Gedanken woanders. Lob scheint uns nicht so wichtig. Es beruhigt uns, ja. kurzfristig. Es macht uns aber nicht wirklich glücklich. Oft glauben wir das Lob nicht einmal, weil wir so voller Selbstzweifel sind. Aber wenn wir als Künstler unsere eigenen Erfolge nicht mehr wahr nehmen, ist das der erste Schritt in eine kleine öder größere Depression.

Allerdings sollten du dir Lob immer wieder vor Augen führen und glauben! Erinnere dich regelmäßig daran, bade darin und erinnere dich an das positive Gefühl. So wie jeder Schauspieler Applaus braucht, braucht JEDER Künstler Lob und Anerkennung. Notiere dir daher jedes Lob und rufe es dir immer wieder in Erinnerung. Erfreue dich daran, speichere das Gefühl ab und übe es immer wieder ein.

2.) Versuche wann immer es geht aus Kritik zu lernen.

Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, denn selbst sachliche Kritik wird von Künstlern oft als Angriff interpretiert. Denn dein innerer Künstler ist hochsensibel und sehr empfindlich. Und sobald du bei der Arbeit kritisierst wirst, fühlst du dich nicht wohl. Nimm dieses Gefühl wahr. Und nimm auch deine Reaktion darauf ganz bewußt wahr!

Was passiert wenn dich jemand kritisiert? Wirst du wütend? Traurig? Schämst du dich?

Diese Gefühle gilt es spüren. Sie zeigen dir, dass du noch wachsen darfst. Du darfst bemerken, dass du gerade auf eine Kritik emotional reagierst und einen Schritt zurücktreten. Die Emotion ist nun da. Das ist in Ordnung. Entscheide nun mit deinem Verstand, wie du mit der Kritik umgehst.

Drücke die Gefühle nicht weg. Spüre sie. Wenn du gerade mitten in einer aufreibenden Situation bist, nimm dir 5 Minuten Zeit, sag du musst auf die Toilette oder eine rauchen und atme erstmal tief durch um dich zu sammeln.Versuche nun in deinen Verstand zu wechseln, innerlich einen Schritt zurückzutreten und dich ganz bewußt zu fragen:

Ist die Kritik konstruktiv, oder destruktiv?

Ist der Ton freundlich, sachlich (was oft schon reicht um einen Künstler zu verunsichern) oder unfreundlich und genervt?

Falls die Kritik konstruktiv und sachlich war, frage dich ganz nüchtern: Was kann ich aus dieser Kritik lernen? Bringt sie mich einen Schritt weiter? Falls sie dich künstlerisch weiterbringt: Wunderbar. Versuche es nun umzusetzen. Die Kritik war zu etwas gut! Du bist wieder ein Stück gewachsen. Nutze nun diese Verletzlichkeit, die die Kritik verursacht hat. Sie ist der Dünger, auf dem nun Neues gedeien darf. Schiebe die Emotion nicht weg. Nimm sie wahr, lass sie sein und lass sie vielleicht sogar in deine Arbeit einfließen, wenn dies möglich ist. Und wisse trotzdem ganz nüchtern: Durch diese Kritik, komme ich einen Schritt weiter. Und sei dankbar dafür. Dankbar für diese neue Perspektive. Denn jetzt hast du etwas dazu gelernt und musst keine Selbstzweifel überwinden. Stattdessen bist du dankbar für die Lektion. ;-)

Dr. Woldarek ist eine wundervolle Psychologin, von der ich viel gelernt habe. Kucke mal auf ihren Youtube-Kanal

Auf destruktive Kritik zu reagieren ist besonders schwierig, aber absolut notwendig. Man darf sich und seinen inneren Künstler schützen. Nur wie? Es gibt natürlich kein Patentrezept, wie man auf unfreundliche Kritik zu reagieren hat. Sollte der Mensch der dich kritisiert einfach grundlegend frustriert und unfreundlich sein, kannst du dir das bewußt machen und versuchen es nicht persönlich zu nehmen und innerlich abzuhaken. Wahrscheinlich hat er schwerwiegende Probleme, ist unzufrieden mit seinem Leben oder leidet an noch größeren Unsicherheiten als du selbst. (Vielleicht hat dieser Künstler Depressionen, er zweifelt an seinen Fähigkeiten, hat private Probleme...) Es kann dir egal sein. Mach dir klar: Es liegt nicht an dir. Es ist sein Problem. Wenn du es schaffst, der ungerechten Kritik mit einem Schulterzucken zu begegenen, kann das manchmal sehr hilfreich sein.

Sollte dir das nicht gelingen oder dieser Mensch sich ständig so verhalten, macht es aber auch oft Sinn sich zu wehren und dem Gegenüber Grenzen aufzusetzen.

Man muss sich als Künstler nicht alles gefallen lassen. Selbst wenn du dem Kritisierenden deinen Job verdankst oder er dich theoretisch entlassen kann. Man muß nicht alles runterschlucken und darf sich auch wehren. Das schuldest du dir selbst. Wenn Kritik ungerecht und persönlich ist, versuche dir klar zu machen, was für ein armes Würstchen er/sie ist. Versuche innerlich ruhig zu werden und verteidige dich auf einer sachlichen und klaren Ebene. Als würdest du gerade dein Kind verteidigen, vor dem du aber die Kontrolle behalten möchtest und nicht anfangen willst rumzuschein. Werde nicht laut, das würde deinen sensiblen inneren Künstler nur verschrecken und nicht weiterbringen. Bleibe sachlich und klar. Aber setzte dem Kritiker Grenzen. Trau dich. Stehe für dich und deinen inneren Künstler ein. Sei mutig, bleib höflich und versuche den Kritiker zu stoppen. Es ist gut für dich, deine künstlerische Entfaltung und dein Selbstbewußtsein. Wenn du dir eine starke und ruhige innere Haltung antrainiert hast, wirst du außerdem sehr viel seltener angegriffen werden. Glaube mir. Ich spreche aus Erfahrung.

Da viele Menschen und vor allem Künstler sehr dazu neigen, sich über Kritik noch tagelang einen Kopf zu machen, hier ein weiterer Tip:

3.) Schränke die Zeit, in der du dich mit Kritik befasst, bewusst ein.

Wenn dir die Kritik die du bekommen hast nicht mehr aus dem Kopf geht, nimm dir bewusst 20 Minuten Zeit um dich mit der Kritik zu befassen. Stelle dir bitte einen Wecker, damit du nicht in eine endlose Gedankenscheife gerätst. Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe dir deine Gedanken auf. Bitte nimm wirklich Stift und Papier. Ich weiß nicht wieso, aber es ist befreiender Kritik aufzuschreiben, als sie nur in den Computer zu tippen. Lass deine ganzen Gedanken und Emotionen herraus. Es gibt keine Tabus, notiere dir wirklich all deine Sorgen, Ängste und Nöte. Teile die Kritik in konstruktive und destruktive Kritik ein. Schreib dir auf, wie du reagiert hast. Oder wie du hättest reagieren können. Wie du das nächste Mal reagieren willst. Schreibe auf, warum du kritisiert wurdest und was du daraus gelernt hast.

Notiere dir alles, bis der Wecker klingelt. Dann ist die Zeit der Grübelns beendet. Es ist Zeit sich anderen Dingen zuzuwenden. Tue dann, was dir guttun. Lenk dich ab, iss was Leckeres, treffe Menschen die du magst. Mache Sport. Oder, wenn du Lust hast, stürze dich direkt in deine Kunst.

Sei dir bewusst, dass mit Kritik besser umzugehen ein Prozess ist.

Sei also gedudig mit dir. Ein guter Umgang mit Kritik bedeutet Arbeit, und Selbstzweifel kann man nicht von einem Tag auf den anderen überwinden.

Wir werden im Laufe der nächsten Wochen immer mehr Möglichkeiten kennenlernen, uns nicht von Kritik aus der Bahn werfen lassen. Für den Moment aber ist so, wie du dich gerade verhälst, oder verhalten kannst, vollkommen in Ordnung. Persönlichkeitsentwicklung ist ein Prozess und braucht Zeit. Gehe daher jede Veränderung langsam an. Stress dich nicht. Sei gnädig mit dir und deinem inneren Künstler. Kein Grund in Depressionen zu verfallen.

Du bist jetzt schon gut genug. So wie du bist. Du gibst was du kannst. Das reicht.

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Über eine sehr gute Bewertung würde ich mich unendlich freuen! Danke!

Dein Daniel

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